Ganz gleich ob auf Konferenzen, zum Jobinterview oder erst recht beim Netzwerktreffen: Wenn wir mit Menschen, die wir noch nicht kennen, ins Gespräch kommen wollen, brechen wir das Eis durch Smalltalk. Die Kunst des Smalltalk besteht darin, dass wir gemeinsame Interessen herausfinden. Besser also, du fällst nicht gleich mit der Tür ins Haus.
Was ist Smalltalk?
- Kurzes Gespräch in entspannter Atmosphäre
- Unterhaltung bleibt oberflächlich
- Themen werden (noch) nicht vertieft
- Themen sind wenig kontrovers
- „Beziehungspflege“ ist wichtiger als der rein sachliche Austausch von Fakten
Ziele im Smalltalk
- Kontakte knüpfen – Beziehungen pflegen
- Gemeinsame Interessen / Werte herausfinden = Distanz abbauen
- Einstieg in ein Thema, das beide Gesprächspartner interessiert
- Positiv bleiben, keine Extremposition einnehmen
Wenn es dir zeitlich möglich ist, gehst du am besten schon frühzeitig zu öffentlichen Veranstaltungen. So hast du gute Chancen, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Das Thema der Veranstaltung ist natürlich ein guter Aufhänger, um den Kontakt herzustellen: „Guten Abend. Was versprechen Sie sich vom heutigen Vortrag?“ oder „Was interessiert Sie besonders am Thema Zukunftsszenarien?“ Die Pause und das Ende der Veranstaltung sind tolle Möglichkeiten, um mit Fragen wie „Was nehmen Sie vom heutigen Vortrag für sich mit?“ oder „Wie hat Ihnen der Vortrag von Frau Vogel gefallen?“ den Einstieg zu finden.
Offene und geschlossene Fragen
Um die Unterhaltung am Laufen zu halten, eignen sich offene W-Fragen, die dein Gesprächspartner nicht einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann. Fragen, die mit Wer – Wie – Was – Wo – Wann – Womit starten, erfordern meist eine ausführlichere Antwort als ein simples „Ja“ oder „Nein“.
Smalltalk ist zunächst einmal eine unverbindliche, zwanglose Unterhaltung. So findest du meist schnell heraus, ob ihr gemeinsame Interessen teilt. Der Smalltalk gelingt am besten, wenn du anderen Themen gegenüber aufgeschlossen und an deinem Gesprächspartner interessiert bist. Du hörst dem anderen zu, lässt ihn ausreden und beziehst dich auf dessen Äußerungen. Aber oft genug erlebe ich folgende Situation: Der eine fällt dem anderen ins Wort, ohne dass dieser ausreden kann. Besteht da ein ernsthaftes Interesse an der anderen Person oder will sich da jemand auf Kosten des anderen profilieren?
Natürlich musst du dich nicht für alle angerissenen Themen interessieren. Fehlt dir die Zeit oder Lust, das Gespräch fortzusetzen, kannst du geschlossene Fragen stellen, die sich leicht mit einem kurzen „Ja“ oder „Nein“ beantworten lassen: „Hat Ihnen der Vortrag gefallen?“ oder „Nehmen Sie morgen auch an der Exkursion teil?“ passen an dieser Stelle gut.
Willst du dagegen die Kurve zu einem neuen Thema nehmen, kannst du einzelne Stichworte wieder aufgreifen und mit einer Frage oder einem Kommentar anknüpfen – ohne dem anderen ins Wort zu fallen. Das gibt dem Gespräch eine neue Dynamik und dir die Chance, eine andere Facette deines Gesprächspartners kennenzulernen. So war ich im Mai 2016 Gast bei einem Vortrag zum Thema „Berufliche Netzwerke“. In der Pause kam ich mit Roger ins Gespräch: Ein ganz gewöhnlicher Smalltalk, in dem wir zunächst keine gemeinsame Ebene gefunden haben. Als das Gespräch eigentlich schon zu Ende war, nahm Roger einen letzten Anlauf und fragte mich: „Läufst Du oder spielst Du Badminton?“ Zwei Tage später waren wir zum ersten gemeinsamen Lauf verabredet und kurz danach haben wir Badminton gespielt, heute sind wir gute Freunde.
Passende Gesprächsthemen
Offenheit für die Fragen deines Gesprächspartners ist eine gute Ausgangsbasis für erfolgreichen Smalltalk. Aber welche Themen kannst du überhaupt ansprechen, und welche Fragen sind tabu? Das hängt natürlich von der Situation ab: Für das Jobinterview sind es häufig Fragen wie „Wie war Ihre Anreise?“ und „Haben Sie gut zu uns gefunden?“. Als Bewerber kannst du Themen wie etwa den Standort des Unternehmens anreißen, manchmal auch mit ganz banalen Fragen und Kommentaren wie „Sie sind optimal an den öffentlichen Verkehr angebunden. Sitzt Ihre Firma schon immer hier?“ oder „Sie haben einen schönen Standort mit dem Park nebenan.“
Auf Konferenzen setzt du im Smalltalk andere Schwerpunkte. Das Wetter, der letzte Vortrag sowie aktuelle berufliche und branchenbezogene Entwicklungen sind drei mögliche Themen, die du hier anschneiden kannst. Wenn du auf Aussteller zugehst, eignen sich neben den ausgestellten Produkten oder Dienstleistungen auch damit verbundene Branchentrends als Gesprächseinstieg.
Im privaten Netzwerk sind persönlichere Themen meist naheliegend. Auch wenn du deinen Gesprächspartner gerade erst kennenlernst, eignen sich je nach Anlass Themen wie Kunst und Kultur, Sport, Hobbys oder der letzte Urlaub: „Haben Sie schon den neuen Film…gesehen?“, „Woher kennen Sie Herrn Block?“ oder „Ich fliege bald nach Rom. Waren Sie schon mal in Italien?“ Das sind Fragen, mit denen du dem anderen nicht zu nahe trittst und gleichzeitig einen Anknüpfungspunkt für das weitere Gespräch gibst.
Tabu-Themen im Smalltalk
Dagegen sind Themen wie Politik, Religion, Sex und Krankheiten meist tabu. Zum Smalltalk eignen sie sich nur, wenn du beispielsweise mit Gleichgesinnten in einer Partei, einer Kirchengemeinde oder im Ärzteverband zusammen kommst. Ansonsten sind sie genau wie vertrauliche Informationen ein klares No-go.
Wie eingangs erwähnt ist es Ziel des Smalltalk, eine gemeinsame, positive Verbindung zum Gesprächspartner herzustellen. Extrempositionen, Lästereien oder Fatalismus sind dafür denkbar unpassend: „Wir leben in einer schrecklichen Zeit: Erst der Klimawandel, jetzt die Flüchtlingskrise – ich sehe schwarz, so gehen wir alle unter.“ Herablassende Witze auf Kosten anderer und zynische Äußerungen sind ebenfalls vollkommen falsch am Platz und würden dein Gegenüber eher irritieren, als dass sich daraus ein konstruktives Gespräch mit positiver Stimmung entwickeln kann.
Den Smalltalk beenden
Natürlich ist auch denkbar, dass du im Smalltalk einfach keine gemeinsame Ebene mit deinem Gesprächspartner findest. Du hast verschiedenste Themen angeschnitten, dein Gesprächspartner reagiert kurz angebunden, ist dir nicht zugewandt und gedanklich nicht bei dir. Vielleicht ist heute nicht der richtige Tag für eine passende Unterhaltung oder eure Interessen passen ganz einfach nicht zusammen. Dann endet der Smalltalk entweder in einer Sackgasse, oder du kannst diesen wie folgt beenden: „Vielen Dank für das Gespräch. Alles Gute.“ oder „Entschuldigen Sie bitte, ich sehe gerade Herrn Pieper, mit dem ich noch etwas besprechen möchte.“
Seid ihr euch beide sympathisch, kann aus dem Smalltalk ein anregendes Gespräch werden, oder ihr verabredet euch für ein neues Treffen. „Danke für die nette Unterhaltung. Wir sehen uns sicher wieder.“ oder „Hier ist meine Visitenkarte. Ich würde mich freuen, wenn wir unser Gespräch bei Gelegenheit fortsetzen.“ Ein schriftliches Follow-up empfiehlt Dr. Sylvia Löhken in ihrem Buch „Leise Menschen – Starke Wirkung“: So können wir den persönlichen Kontakt über XING erhalten, einen interessanten Artikel zu einem der im Smalltalk angesprochenen Themen zusenden und eine kurze Nachricht per Brief, Postkarte oder E-Mail schreiben, mit der wir uns für das Gespräch bedanken.
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