Kulturelle Entwicklung beruht auf Faktoren wie Sprache, Klima und Umwelt. Wie wir kommunizieren, können wir etwa am Klima, in dem wir leben, erkennen. Ist es kalt, beschränken wir unsere Unterhaltung auf ein Minimum – diese ist eher kurz und zielgerichtet, und wir wirken mitunter zugeknöpft.

 

Präsentation und Sprachstil

Dass Smalltalk unter widrigen Klimabedingungen eher Luxus ist, zeigt sich auch am Sprachstil: Wir fassen uns kurz, Worte haben weniger Nuancen und sind klar und eindeutig definiert. Im Deutschen enden viele Worte auf Konsonanten oder stillen Vokalen. Unsere Sprache ist wegen der weniger ausgeprägten Hoch- und Tieftöne nicht so melodisch wie etwa Spanisch, Französisch oder Italienisch. Dort sind Wortschatz und Stimm-Melodie deutlich variabler als etwa in Deutschland oder Skandinavien. Entsprechend ist die Körper-Sprache unter warm-mediterranen Klimabedingungen wesentlich ausgeprägter.

Diese Unterschiede wirken sich auf den Vortragsstil aus: Wir verleihen einzelnen Worten mehr Gewicht und untermalen diese gerne mit Daten und Fakten – die Sachebene hat Priorität. Als Redner wirken wir fokussiert und inhaltlich stringent, wir sprechen Klartext: Aussagen nehmen wir wörtlich, der Inhalt ist wichtiger als das Gesamtbild. Unser Sprachstil ist sehr direkt und detailliert, Mimik und Gestik sind weniger bedeutend.

Für Menschen anderer Sprachkulturen wirkt diese Art der Kommunikation nicht gerade diplomatisch. Die wörtliche Übersetzung in andere Sprachen wäre für die meisten Menschen zu direkt formuliert. Sie würden sich in ihrer Ehre verletzt fühlen, es käme ihnen als Gesichtsverlust vor.

Weitere spannende Details zu diesem Thema schildert Gayle Cotton in ihrem Buch „Say anything to anyone, anywhere: 5 keys to successful cross-cultural communication“.

Abstrakt präsentieren oder lebendig vortragen?

Ausgerechnet im „Land der Dichter und Denker“ sind viele Präsentationen vollgestopft mit Gliederungen, langen Erklärungen und technischen Informationen. Gut, dass wir aufgrund dieses Intensivtrainings vergleichsweise lange und geduldig zuhören können. So mögen künstliche Effekte wie leuchtende Folien und blinkende, bewegliche Textbausteine im Einzelfall vorkommen, sie haben aber kein besonderes Gewicht. Am meisten sticht da noch die überflüssige Abschlussfolie mit dem Text „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“ hervor.

Dafür steckt im Titel alles drin. Aber machen lange Formulierungen mit überflüssigem Ballast dem Leser wirklich Lust auf den Vortrag? Wie wäre es mit „Perspektiven für die Klimapolitik: Die potenzielle Rolle klimapolitischer Vereinbarungen für die Millenium-Entwicklungsziele und realitätsbezogene verkehrspolitische Maßnahmen zur Abschwächung und Verlangsamung des Klimawandels“? Dieses fiktive Beispiel ist natürlich stark überhöht. Ein deutlich kürzerer, knackiger Titel wie etwa „Tempo runter für den Klimawandel!“ klingt dagegen wesentlich attraktiver. Aus wissenschaftlicher Sicht ungenau formuliert, ist der aktive Sprachstil des Titels schnell erfassbar und weckt die Neugier des Lesers sicher schneller als im ersten Beispiel.

Diagramme können Energie schenken

Viele Redner zeigen auf ihrer zweiten Folie eine ausführliche Gliederung: Einführung – Material und Methoden – Ergebnisse – Diskussion… STOP! Leider ist dieses Vorgehen gerade für wissenschaftliche Konferenzen auch heute noch weit verbreitet. Das Publikum locken solche Redner damit sicher nicht aus der Reserve. In deiner Präsentation steigst du am besten direkt und ohne Umschweife ins Thema ein: Eine kurze und knackige Einleitung, und schon präsentierst du die wichtigsten Ergebnisse. Leider rauben auch hier viele Forscher – und das ist ein globales Phänomen – ihrem Publikum viel Energie, indem sie Tabellen und Grafiken mit allerhand überflüssigen Details präsentieren.

Gerade in der Wissenschaft sind exakte Zahlenwerte Nachweis einer fundierten und glaubwürdigen Studie. Aber welche neue Erkenntnis würde dein Publikum gewinnen, wenn in deiner Grafik jedes Detail bis auf drei Nachkommastellen abgebildet ist? Gute Präsentationen leben von der Vereinfachung. Auf einen Blick erkennbare Tendenzen holen deine Zuhörer da ab, wo du sie als Redner haben möchtest. Gestaltest du Ergebnisse deiner Studie mit einfachen und optisch ansprechenden Tabellen und Grafiken, kann sie dein Publikum wesentlich schneller erfassen und verstehen. Die Informationen untermalst du im Vortrag mit Worten, um die wichtigsten Aussagen zu verdeutlichen.

             

In der  zweiten Abbildung verzichtest du auf einen Großteil der Zahlen, Worte und Linien. So sind die wesentlichen Daten schnell erkennbar. Die zusätzlichen Informationen erhält das Publikum direkt von dir. Selbst die Angaben zu Niederschlag und Temperatur kannst du im Vortrag aussparen, so dass sich dein Publikum auf dein gesprochenes Wort konzentriert, anstatt unnötig Energie zu verschwenden.

Klimawandel – und der Vortrag gelingt

Kompetenz in der Kommunikation zeigst du, wenn du deinen Vortrag an die Erwartungen und Bedürfnisse deines Publikums anpassen kannst. Von deiner Keynote dürfen die Zuhörer eine positive Stimmung und Inspiration erwarten, deine wissenschaftliche Präsentation wird ohne Daten und Fakten wenig Anklang finden, und deine feierliche Ansprache vor vertrautem Publikum wirst du sicher sehr persönlich eingefärbt sein.

Unabhängig davon wird deine Rede dann erfolgreich, wenn du dich als Vortragender mit dem Thema identifizierst. Sind deine Worte einfach verständlich, die Inhalte leicht nachvollziehbar und malst du bewegte Bilder in der Vorstellung deiner Zuhörer, dann ist das schon die halbe Miete. Der Rest ist eine gute Mischung aus Vorbereitung und Intuition. Wenn du bereit bist, dich auf dein Publikum einzulassen, wird dir der Vortrag leichter von der Hand gehen. Viel Erfolg!

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