„Gerne teilen wir Ihnen mit, dass Ihr Vortrag für unsere Tagung ausgewählt wurde…“ Glückwunsch, du hast die erste Hürde genommen!

In der Wissenschaft wird es natürlich gern gesehen, dass Forschungsergebnisse auf Tagungen präsentiert und zur Diskussion gestellt werden. Aber wie bereitest du dich auf Ihren Vortrag vor, und wie präsentierst du deine Inhalte? Welchen Mehrwert schenkst du deinem Publikum? Mit welchen Erwartungen kommen die Menschen zu deinem Vortrag?

Du brennst für dein Thema. Das möchtest du gern einem Publikum präsentieren, das keine fachlichen Vorkenntnisse hat. Welchen Sprachstil wählst du jetzt, damit deine Zuhörer dir inhaltlich folgen können und sich gleichzeitig gut unterhalten fühlen?

 

Dein PechaKucha-Publikum

Beispiel: Das „Internationale Jahr des Bodens“ der Vereinten Nationen 2015 ist für mich Anlass, einen öffentlichen PechaKucha-Vortrag mit Titel „Boden – der Dreck unter unseren Füßen“ zu präsentieren. Beim PechaKucha (sprich: petschaktscha, japanisch für „wirres Geplauder, Stimmengewirr“) werden 20 Bilder für jeweils genau 20 Sekunden gezeigt. Durch die kurze Sichtbarkeit der einzelnen Folien können diese gar nicht textlastig sein. Vielmehr steht die visuelle Präsentation im Vordergrund. Im besten Fall untermalen diese Bilder und Grafiken die Präsentation des Redners.

Nun könnte ich im Vortrag mein ausgeprägtes Fachwissen mit vielen Fachbegriffen untermauern. Stattdessen vereinfache ich die Sprache, um den Vortrag für alle verständlich und möglichst unterhaltsam zu gestalten. So verwende ich als einzigen Fachbegriff den „Pseudogley“. Der Pseudogley wurde 2015 zum „Boden des Jahres“ vom gleichnamigen Kuratorium gekürt.

Im Vortrag sage ich sinngemäß: „Es gibt Böden, die durch Grundwasser von unten vernässt werden, die nennt man in unserer Fachsprache „Gleye“. Es gibt aber auch Böden, die tun nur so, als würden sie vom Grundwasser vernässt. Tatsächlich werden sie aber durch Regen von oben her nass gemacht. Das sind dann sogenannte Pseudogleye.“ – die ich entsprechend auf der Folie abbilde.

20 Sekunden für eine kurze, simple Erklärung. Den Fachbegriff stelle ich hier natürlich erheblich verkürzt dar. Das ist dem Anlass aber entsprechend angemessen. So ziehe ich meinen ganzen Vortrag auf: Einfach verständlich, Folien mit Bildern und sehr wenig Text, direkte Verbindung zum Publikum, einen Mehrwert für dieses mitgeben. Das Feedback der Zuhörer ist ausgesprochen positiv. Einige Teilnehmer können noch ein Jahr später Auszüge meiner Präsentation sehr lebhaft wiedergeben.

 

Deine wissenschaftlich versierten Zuhörer

Szenenwechsel: Jahrestagung der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft 2015 in München. In meiner 20-Minuten-Präsentation will ich das Fachpublikum dafür sensibilisieren, wie wir den Menschen die wichtige Lebensgrundlage „Boden“ näherbringen können. Dafür zeige ich auch einige Folien aus meinem PechaKucha-Vortrag mit identischer Wortwahl.

Das Publikum reagiert diesmal allerdings sehr verhalten und distanziert. Es kritisiert, dass die Inhalte sprachlich zu einfach dargestellt seien. So sei etwa die „Pedogenese des Pseudogley wesentlich differenzierter“ zu erklären. Und schon steuern wir mitten hinein in eine fachlich fundierte Diskussion…

Die Erkenntnis ist klar: Was beim einen Publikum gelingt, ist längst noch keine Erfolgsgarantie bei einem anderen. Auf einer Fachtagung passt du deine Wortwahl eben durch den Einsatz entsprechender Fachbegriffe an. So belegst du an dieser Stelle dein fundiertes Fachwissen, welches hier ohnehin für alle Teilnehmer vorausgesetzt wird. Vor allem zeigt deine Wortwahl unmittelbar, ob du dein Publikum verstehst und deine Präsentation und mithin deinen Sprachstil jenem der Zuhörer anpassen kannst.

 

Untermale deine Inhalte mit Emotionen

Als Redner bist du idealerweise in der Lage, allein schon mit Worten Bilder zu malen, die im Gedächtnis deines Publikums haften bleiben. Selbstverständlich eignen sich Fotos und schnell erfassbare Abbildungen ideal für eine wissenschaftliche Präsentation. Diese kannst du etwa durch eine tatsächlich erlebte Geschichte oder mit Vorher-Nachher-Fotos in deine Erzählung einbinden.

Die Qualität der Inhalte ist natürlich ein wichtiges, aber nicht das einzige Kriterium für einen gelungenen Vortrag. Nun zeichnen sich wissenschaftliche Vorträge gerade im deutschsprachigen Raum durch hohe Sachlichkeit aus. Dabei könntest du deine Aussagen emotional untermalen.

Nutzst du eine größere stimmliche Vielfalt und lebendige Körpersprache, verleihst du deinen Aussagen ein größeres Gewicht und zeigst außerdem, dass du dich mit meinem Thema besonders identifizierst. Nicht zuletzt kommunizierst du so auch persönliche Begeisterung.

 

Zum Abschluss zwei Tipps zur Vorbereitung

Damit deine Präsentation gelingt, bereitest du dich entsprechend ausgiebig vor. Das ist eigentlich selbstverständlich, wird aber gerne allzu häufig unterschlagen. Dazu gehören idealerweise auch einige Probevorträge, in denen du deinem Vortrag den nötigen Feinschliff gibst.

  1. Nutze dein Smartphone! Mit dem integrierten Diktiergerät kannst du deine Rede zur Probe aufnehmen. Höre deiner eigenen Rede zu und reflektiere, wie lebendig dein Vortrag auf dich wirkt. Wiederhole dies so lange, bis du zufrieden bist.
  2. Halte deinen Vortrag vor Freunden oder Kollegen, die dir ein ehrliches und kritisches Feedback für deine Präsentation geben. Regt deine Präsentation zum Nachdenken an? Im besten Fall kannst du mit deiner Rede neues Wissen schaffen.

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