Simon bereitet den letzten Abschnitt seiner wissenschaftlichen Präsentation vor. Er möchte einen klaren Schlusspunkt setzen, indem er neue Erkenntnisse darstellt, ein klares Fazit zieht und angeregt mit seinem Publikum diskutiert. Er wird wie schon im Anfangs- und Mittelteil seiner Präsentation von seiner Mentorin Sarah begleitet, die aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen kann und Simon wertvolle Hinweise für seinen Vortrag gibt.

Den ersten Eindruck, den Simon zu Beginn seiner Präsentation hinterlässt, kann er am Ende des Vortrags und spätestens in der Diskussion verstärken oder auch revidieren. Es ist eine zweite Chance, positiv im Gedächtnis des Publikums zu bleiben.

Die Mehrzahl der Vorträge endet klassisch: Bis dahin vermittelte Inhalte werden nochmal zusammengefasst. Sich daraus ergebende Schlussfolgerungen und ein „Danke schön“ schließen sich an, bevor der Moderator zur Diskussion überleitet.

 

Welche Botschaft bleibt hängen?

Ein aussagekräftiger, in allen Facetten geschildeter, bildhaft erzählter Abschluss bleibt besser im Gedächtnis als eine Abfolge abstrakter und langatmiger Informationen. Im Hauptteil seines Vortrags schildert Simon Szenarien auf Basis seiner Ergebnisse. Im letzten Abschnitt kann er deren Bedeutung im praktischen Alltag hervorheben und zur Diskussion stellen. Hierfür sind kurz und klar nachvollziehbare Inhalte wichtig.

Wie ein Vortrag besser nicht ablaufen sollte, weiß Sarah aus eigener Erfahrung als Zuhörerin: Manche Redner beschleunigen das Tempo am Ende ihres Vortrags, weil sie noch schnell vermeintlich wichtige Inhalte loswerden möchten, für die nun eigentlich keine Zeit mehr ist. Andere Referenten bringen spontan eine neue Idee ein, die sie in der Vorbereitung noch nicht durchgespielt haben. Wieder andere finden keinen passenden Abschluss und mäandern durch den letzten Abschnitt, ohne zum Schluss zu kommen.

Der letzte Eindruck bleibt – und wird in diesen Fällen kein guter sein: Schnell und verdichtet vorgetragene Inhalte gehen ins Nirwana anderer kaum durchschnittlicher Vorträge ein und werden ebenso schnell wieder vergessen, anstatt Spuren im Gedächtnis der Zuhörer zu hinterlassen. Spontaneität ist im Brainstorming besser aufgehoben, und Fragezeichen in den Köpfen der Zuhörer lassen den Redner nicht gerade vorteilhaft erscheinen. Selbst der erleichterte Stoßseufzer beim Abgang von der Bühne bleibt im Gedächtnis. Das sollte jedenfalls nicht die Botschaft sein, die beim Publikum hängen bleibt.

Diskussionskultur fördern

Ein starkes Ende prägt sich positiv ein, regt zum weiteren Nachdenken an und enthält möglicherweise sogar einen Appell, also eine konkrete Handlungsaufforderung, die das Publikum einfach umsetzen kann. Das wirkt wesentlich stärker als die berüchtigte „Dankeschön-Folie“ mit Auflistung aller Menschen, die zum Projekterfolg beigetragen haben.

Simon kann das Ende seines Vortrags mit den folgenden Fragen gestalten:

  • Welches neue Wissen gebe ich meinem Publikum mit auf den Weg?
  • Welches Fazit ziehe ich daraus? (Kurze und klare Sätze!)
  • Wie lautet mein letzter Satz?

Mit seiner Präsentation kann Simon seine Expertise teilen und sein Projekt weiter voranbringen. Die folgende Diskussion eignet sich ideal, um offene Fragen anzusprechen und Ideen auszutauschen. Dafür hebt er schon im mittleren Teil des Vortrags Fragen hervor, die er später diskutieren möchte. Am Thema besonders interessierte Menschen kann er auch zur Fortsetzung der Diskussion in der nächsten Kaffeepause einladen. Damit demonstriert Simon Offenheit zum weiteren fachlichen Austausch.

Zum Abschluss der Vorbereitung gibt ihm Sarah noch folgende Fragen mit auf den Weg:

  • Welche offenen Themen möchte ich in der Diskussion aufgreifen?
  • Mit welchen Verständnis-Fragen kann ich üblicherweise rechnen?
  • Welche Fragen werden gern kontrovers diskutiert?

So ist Simon optimal auf Vortrag und Diskussion vorbereitet. Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise: Falls das Publikum hier keine Fragen mehr stellt, kann er seinerseits Rückfragen stellen, etwa „Welche möglichen Auswirkungen sehen Sie in der Praxis?“ oder „Welche kritischen Punkte sehen Sie hier?“ Außerdem kann er Ergebnisse, die noch nicht eindeutig interpretiert werden können, zur Diskussion stellen und im besten Fall klären.

Der letzte Satz gehört immer dem Redner! Falls am Ende der Diskussion noch etwas Zeit bleibt, kann Simon seine Präsentation mit einer kurzen persönlichen Anekdote beenden. Auf jeden Fall ist er dank Sarahs Hinweisen optimal auf seinen nächsten Vortrag vorbereitet. Sarah wird natürlich auch im Publikum sitzen und kann Simon später ein qualifiziertes Feedback für seine Präsentation geben.

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2 Kommentare
  1. Roger
    Roger sagte:

    Der letzte Satz ist oft der schwierigste. Kennst du andere gute Beispiele als „Ich bin ein Berliner.“?

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    • Stephen Wagner
      Stephen Wagner sagte:

      Der letzte Satz kann eine Handlungsaufforderung, ein konkreter Appell sein: „Lassen Sie uns offene Fragen gern in der Kaffeepause diskutieren.“ oder ein Zitat kombiniert mit einem Appell „Ein Schiff ist sicherer wenn es im Hafen liegt. Doch dafür werden Schiffe nicht gebaut. (Paulo Coelho) Ich wünsche Euch, dass Ihr mit Euren Schiffen auf die hohe See raussegelt und richtig viel Spaß habt. Danke schön!“ (Dr. Stefan Frädrich, https://www.youtube.com/watch?v=9fQ4mHd47fA).

      Auch eine Zusammenfassung mit allgemeinem Appell ist denkbar. So schließt Deepika Kurup ihren TEDWomen-Vortrag 2016 mit den Worten: „Alone, a single drop of water can’t do much, but when many drops come together, they can sustain life on our planet. Just as water drops come together to form oceans, I believe that we all must come together when tackling this global problem.“ https://www.ted.com/talks/deepika_kurup_a_young_scientist_s_quest_for_clean_water

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