Was für erfolgreiche Reden wichtig ist, kann in der reichhaltigen Literatur und auch in diesem Blog nachgelesen werden. Aber worauf kannst du achten, sobald du deinen Vortrag online und vor virtuellem Publikum hältst? Das wird bisher nur kurz und stichwortartig dargestellt. Dabei sind die nächsten Live-Vorträge in Zeiten von COVID-19 bzw. Corona noch nicht wieder absehbar, so dass Online-Vorträgen ein gewichtiger Teil der Zukunft gehört. Verstärkt wird dies durch die anhaltende Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten, online kurze Wege zu gehen. Die folgende Blog-Serie wird sich daher mit den wichtigsten Aspekten von Online-Vorträgen befassen: Welche Feinheiten sind hier besonders wichtig, damit du dein Publikum begeisterst und mitnimmst?

Zwar gelten viele Grundlagen für gute, hochwertige Präsentationen weiterhin in weiten Teilen; wenn du deine Botschaft jedoch auch online transportieren willst, achte auf einige entscheidende Unterschiede zwischen Live- und Online-Vorträge.

Beziehe dein Publikum aktiv in deinen Online-Vortrag ein

Mehr noch als im Live-Vortrag bist du darauf angewiesen, dass dir dein Publikum folgt und nicht von den zahlreichen Möglichkeiten, sich ablenken zu lassen, Gebrauch macht.

Ein wichtiger Aspekt ist der möglichst direkte Kontakt zwischen Redner und Publikum. Die zahlreichen Online-Meetings der letzten Wochen führen es mir immer wieder vor Augen: Viele Redner schauen entweder von oben oder von unten in die Laptop-Kamera, oder sie sind nur in einem kleinen Ausschnitt des Video-Bilds sichtbar. Damit dir das nicht passiert und damit du auf Augenhöhe kommunizierst, kannst du deinen Laptop entsprechend höher stellen. Sofern du keinen höhenverstellbaren Tisch hast, schaffen eine kleine Kiste oder ein stabiler Bücherstapel unter dem Laptop Abhilfe. Was ich gleichermaßen oft sehe: Der Redner schaut direkt auf den Bildschirm statt in die Kameralinse. So kannst du zwar dein Publikum sehen, aber du schaust es gefühlt nicht direkt an. Hier verschafft der direkte Blick in die Kameralinse Abhilfe. Dies erfordert etwas gezieltes Training, aber mit etwas Routine wird dir das schnell gelingen. Weiterhin sehe ich manche Redner, bei denen das Gesicht halb abgeschnitten ist. Hier kannst du nachjustieren und deinen Bildschirm im richtigen Winkel zu dir einstellen. Teste auf jeden Fall vorab, wie du selbst auf dem Bildschirm aussiehst. Die meisten Programme geben dir die Möglichkeit, das vor Eintritt ins Treffen auszutesten.

Denke auch daran, welchen Ablenkungen dein Publikum ausgesetzt ist: dazu gehören eingehende E-Mails, Social Media, Privat-Chats, Telefonanrufe und die Hausklingel. Weitere Ablenkungen können die Umgebung der Zuhörer sein, so etwa Arbeiten, die man nebenbei erledigen möchte, anklopfende Kollegen, Mitbewohner oder die Familie, das Bedürfnis mal eben schnell auf Toilette zu gehen, nebenbei Hausarbeiten erledigen, kochen oder essen, sportliche Aktivitäten oder einfach Nachrichten lesen. Hintergrund ist, dass der Gruppenzwang im Live-Vortrag und das damit einhergehende Zögern, etwas anderes zu tun, in Online-Treffen nicht gegeben ist. Einen Online-Teilnehmer habe ich schon live beim Bügeln seiner Hemden erlebt!

Binde dein Publikum also schon frühzeitig und aktiv in deine Präsentation mit ein. Das erreichst du einerseits durch direkte Fragen, zum anderen eignen sich kurze Umfragen hervorragend für weitere Interaktionen. Das fördert die Aufmerksamkeit deines Publikums, weil es sich aktiv einbezogen fühlt und dein Vortrag zudem abwechslungsreicher wird. In längeren Vorträgen kannst du auch kurze Diskussionen einstreuen. So fühlen sich deine Zuhörer wertgeschätzt, weil du ihnen eine eigene Stimme verleihst.

Was PowerPoint-Präsentationen betrifft, rate ich generell von allzu vielen Animationen ab. Als Zuschauer habe ich immer wieder blinkende und zahlreiche auf den Bildschirm einfliegende Grafiken erlebt, die vom Redeinhalt ablenken. Für deinen Online-Vortrag empfehle ich dir hier jedoch, Animationen dezent einzustreuen. Solchermaßen bewegte Folien können die Aufmerksamkeit deines Publikums aufrechterhalten.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist, dass du als Redner für dein Publikum sichtbar sein solltest: Wenn du die Bildschirm-Einstellung so steuern kannst, dass du auch während einer PowerPoint-Präsentation gesehen wirst, identifiziert sich dein Publikum viel eher mit dir.

 

Online-Vortrag: Von Anfang bis Ende erfolgreich

„Der erste Satz gehört dir!“ Was für den Live-Vortrag gilt, gewinnt bei Online-Präsentationen zusätzlich an Gewicht. Mit einem guten Einstieg regst du dein Publikum zum aktiven Nachdenken an. Du kannst dich auf die gerade stattfindende Veranstaltung oder auf eine brandneue Nachricht beziehen, die das ganze Publikum anspricht. Alternativ steigst du klassisch mit einer persönlichen Geschichte oder einer kurzen Anekdote ein, auf die du im weiteren Verlauf des Vortrags wieder zurückkommst. Insofern gleichen sich Live- und Online-Vortrag. Einziger Unterschied auch hier: Der Reiz, sich von äußeren Einflüssen ablenken zu lassen, ist für dein Publikum ungleich größer – und dem wirkst du mit einer spannend erzählten Geschichte entgegen.

Durch die räumliche Distanz zum Publikum ist es hier besonders wichtig, dass du in deinen Geschichten möglichst viele Sinne anregst. Ein Beispiel: Sprichst du über Brot, dann kannst du den Geschmack der frisch duftenden, knusprigen Kruste erwähnen. Wenn du gut vorbereitet bist, liegt das Original-Brot bereits neben dir; dann kannst du dieses direkt in die Videokamera halten und so den visuellen Reiz nutzen. Beißt du im Vortrag bekömmlich von der Kruste ab, kann dein Publikum sogar das krachende Geräusch hören.

Beende deinen Vortrag nicht mit den so häufig zu sehenden Blümchen-Folien; vermeide außerdem Dankes-Orgien und Floskeln. Am besten eignen sich jetzt eine inspirierende Aussage, ein schlagkräftiger Appell oder eine klare Überleitung zur Diskussion.

Ähnlich wie in einer Live-Präsentation werden sich nach Ende des Online-Vortrags viele Zuschauer verabschieden; aber auch hier kannst du einen Teil deines Publikums im Meeting-Raum halten, wenn du schon vorher zur weiteren Diskussion und zum Online-Chat einlädst. Beantworte noch offene Fragen und pflege dein persönliches Netzwerk durch weitere Gespräche. Jetzt ist auch der Moment gekommen, wo du deine Kontaktdaten aus Social-Media-Kanälen wie XING, LinkedIn und Instagram kommunizieren kannst.

                      

In der weiteren Blog-Serie zu Online-Präsentationen geht es um Sprachstil und Körpersprache, Ablenkungspotenziale und technische Feinheiten. Welche Erfahrungen hast du bereits mit Vorträgen auf Zoom und anderen Online-Kanälen gemacht? Teile sie gern mit einem Kommentar!

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