Du sitzt im Seminar und wirst plötzlich direkt vom Referenten angesprochen: „Wie ist Ihre Meinung dazu?“ Dir bleibt keine Zeit, lange nachzudenken. Wie reagierst du jetzt? Hast du eine passende Antwort parat?

Zugegeben, diese Situation kommt im Vortrag selten vor, im Seminar ist eine solch direkte Frage auch nicht alltäglich. Schon häufiger kommst du im Smalltalk oder im Gespräch mit anderen Kollegen in diese Situation. Üblich ist es hingegen während oder nach einer Präsentation, in der du selbst vor Publikum sprichst. Wenn du doch jetzt nur spontan und schlagfertig antworten könntest! Was kannst du dafür tun?

Auf jede dieser Situationen kannst du dich individuell vorbereiten. Am einfachsten geht das auf Fragen zu deinem Thema, wenn du selbst vorträgst, oder wenn du etwas über dich selbst erzählen sollst.

 

Fragen zu deinem Vortrag

Deinen Vortrag schneidest du natürlich auf dein jeweiliges Publikum zu: Woran sind deine Zuhörer besonders interessiert, und womit schenkst du ihnen den größten Mehrwert? Schreibe dir in einem Brainstorming alle Fragen auf, die dein Publikum dir stellen könnte – von grundlegenden bis hin zu sehr speziellen, tiefergehenden Fragen – und gewinne Klarheit über deine Antworten. Es geht nicht darum, dass du diese wie auswendig gelernten Text aufsagst. Stattdessen kannst du für jede Frage mehrere mögliche Antworten anhand einer Mindmap notieren. So kannst du die allgemeine Frage „Woran erkenne ich klimabedingte Desertifikation (Wüstenbildung) im Landschaftsbild?“ u. a. anhand folgender Anzeichen beantworten (Baumhauer 2011, verändert):

Demnach hast du mindestens 13 Antwort-Möglichkeiten. Kombinierst du alle Möglichkeiten, kannst du hier rein rechnerisch mehr als 6 Milliarden Antworten geben. Selbst wenn die Reihenfolge der vier Aspekte Vegetation – Wasserhaushalt – Boden – Geomorphologie so festgelegt wäre, gäbe es immer noch mindestens 108 Kombinationsmöglichkeiten.

Je nach Schwerpunkt deiner Präsentation kann eine der Antworten etwa so lauten: „Wir haben im Testgebiet einen Langzeitversuch laufen. Das Artenspektrum ist in den letzten 30 Jahren deutlich verarmt, was u. a. mit anhaltender Bodenerosion, aber auch Bodenversauerung zusammenhängt. Letztere könnte durch regelmäßige Aufkalkung gestoppt oder zumindest aufgehalten werden.“

Es kommt nicht darauf an, alle Aspekte gleichzeitig einzubringen. Stattdessen kannst du bereits im Vortrag genannte Punkte wiederholen und vertiefen, oder durch noch nicht genannte Punkte ergänzen. Entscheidend ist hier nicht die Reihenfolge – diese kann gerade in der Diskussion je nach Frage oder Schwerpunkt variieren. Außerdem umgehst du auf diese Weise monotone, sich wiederholende Standard-Antworten.

Redest du in der Vortragsdiskussion nur über ein spezielles Thema, kannst du dich entsprechend auf die sachliche Ebene fokussieren. Möchtest du mehr Persönlichkeit einbringen, dann sind ergänzend kurze Erlebnisberichte sinnvoll. Dies können Aha-Momente sein, in denen du wichtige Erkenntnisse zu deinem Projekt gewonnen hast, oder kritische Momente, wenn sich die Ausrichtung deines Projekts aufgrund unvorhergesehener, besonderer Ergebnisse geändert hat.

 

So antwortest du auf spontane Fragen

Während du deine Präsentation vollständig vorbereiten kannst, solltest du bei Fachgesprächen und im Smalltalk in der Lage sein, Fragen zu allen möglichen Themen spontan zu beantworten. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie du hier vorgehen kannst. Einige der bekanntesten sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

Klassisch Zeitverlauf Assoziationen Pro und Kontra W-Fragen
Einleitung

Hauptteil

Schluss

Botschaft

Vergangenheit

Gegenwart

Zukunft

 

Wenn…dann… Vorteile…

Nachteile…

Meine Meinung dazu…

 

Die gute Nachricht…,

die schlechte Nachricht…

Wer?

Was?

Wo?

Wann?

Wie?

Warum?

Die klassische Struktur mit Einleitung – Hauptteil – Schluss kannst du um deine persönliche Botschaft erweitern. So kannst du die einfache Frage „Was begeistert dich an der Forschung?“ z. B. so beantworten: „Ich mag die Denkarbeit zu Beginn, wenn wir gemeinsam die Fragestellung entwickeln und den Geländeaufenthalt vorbereiten. Ein Highlight ist auf jeden Fall, dass wir in die Landschaft vor Ort eintauchen und Boden- und Gesteinsproben sammeln. Danach die Laboranalyse und die Denkarbeit mit Interpretation der Ergebnisse, die wir dann auf Tagungen präsentieren und nicht zuletzt die Weiterentwicklung bis hin zur Publikation in Fachjournals. Kurz: Mich begeistern vor allem die abwechslungsreiche Arbeit und die neuen Erkenntnisse, die ich mit meinem Forschungsprojekt gewinne.“

Wirst du nach deiner persönlichen Meinung zu einem Thema gefragt, kannst du dich je nach Situation kurz fassen und in nur ein, zwei Sätzen antworten: „Meine Meinung dazu ist…“, oder du stellst einige Vor- und Nachteile eines Aspekts gegenüber, ehe du deine persönliche Meinung begründest.

Fragen im Smalltalk kannst du ggf. anhand weiterer, nicht formulierter W-Fragen gleich mitbeantworten: „Woher kennen Sie den Gastgeber?“ – „Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund auf einem Netzwerk-Event der IHK kennengelernt. Wir sind beide an Forschungsprojekten interessiert, in dem Wissenschaftler mit der Industrie zusammenarbeiten. Aktuell arbeiten wir am Projekt XY…“

Welche Fragen bekommst du auf Tagungen oder bei Netzwerk-Veranstaltungen gestellt? Welche Antworten haben dir dabei geholfen? Schreibe gern deinen Kommentar in diesen Blog.

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