Du bist Experte für dein Thema und hast dich für eine internationale Tagung angemeldet. Nach Wochen des Wartens liest du die Nachricht in deiner Mailbox: Dein Vortrag passt gut ins Programm und wird für die Tagung angenommen. Glückwunsch!

In deutscher Sprache zu präsentieren fällt dir vergleichsweise einfach. Im Thema kennst du dich sowieso aus. Mit der Zusage für einen englisch-sprachigen Vortrag kommen dir diese Fragen in den Sinn:

  • Wie präsentiere ich meine neuesten Erkenntnisse in englischer Sprache?
  • Welche sprachlichen Fallstricke kann ich ganz einfach umgehen?
  • Wie stelle ich mich auf das internationale Publikum ein?

 

Vorbereitung: Auf den Inhalt kommt es an

Wenn du dein Expertenwissen auf internationalem Parkett weitergeben möchtest, planst du mehr Zeit als gewöhnlich zur Vorbereitung ein. Der Extra-Aufwand lohnt sich auf jeden Fall, wenn du diese Fragen für dich beantworten kannst:

  • Welches Thema bespreche ich, und wer sitzt im Publikum?
  • Welche neuen Erkenntnisse diskutiere ich, und was bedeuten diese mit Blick auf die Zukunft?
  • Was sollen meine Zuhörer nach Ende meines Vortrags wissen und tun?

So weit, so üblich. Das Besondere an internationalen Tagungen ist, dass die meisten Teilnehmer nicht in ihrer Muttersprache präsentieren. So wirst du oft ein buntes Kauderwelsch aus verschiedensten Färbungen der englischen (oder einer anderen) Sprache zu hören bekommen. Dein Englisch muss nicht perfekt sein. Wenn du gut verstanden werden und dich von der Mehrheit der Kollegen positiv abheben willst, kannst du die Aussprache gerade der Fachbegriffe und häufig genutzten Worte lernen. Falls du keine Muttersprachler fragen kannst, helfen Seiten wie dict.cc und dict.leo.org in vielen Fällen weiter.

Einen großen Schritt nach vorne machst du, wenn du deinen Vortrag während der Vorbereitung probst: Du kannst diesen mit deinem Smartphone aufnehmen, die Präsentation danach selbstkritisch durchgehen und verbessern. In meinem Blog-Artikel „Mit Reden Wissen schaffen“ gebe ich dazu weitere konkrete Hinweise.

Keine Hürden für dein Publikum – Mach‘ den Weg frei

Wenn dein Publikum dich akustisch und inhaltlich versteht, schaffst du eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Vortrag. Ich erlebe selbst viele Präsentationen, in denen Referenten mit Abkürzungen und Akronymen nur so um sich werfen. Einige davon sind den meisten Fachleuten sicher bekannt. Je spezialisierter das Publikum ist, umso eingängiger und vertrauter sind entsprechende Fachbegriffe und Abkürzungen. Exzessiv eingesetzt, leidet aber die Aufmerksamkeit der Zuhörer, weil die Übersetzung der Abkürzungen viel Denkarbeit kostet. Das geht zu Lasten der Konzentration und Aufmerksamkeit. Deshalb empfehle ich, Abkürzungen, Akronyme und Fachbegriffe kurz zu erläutern, wenn sie zum ersten Mal genannt werden.

Du kennst englische Worte und Begriffe, mit der du deinen Sprachstil verfeinern kannst? Du hebst dich dadurch von deinen Kollegen ab? Wunderbar! Wenn du ausschließlich vor Muttersprachlern präsentierst, kannst du diese Chance wunderbar nutzen. Vor einem internationalen Publikum mit gemischt-sprachigem Hintergrund werden die meisten Zuhörer aber nicht alles verstehen. Dann bist du auf der sicheren Seite, wenn du einfach verständliche Worte nutzt oder zumindest parat hast, wenn es Nachfragen dazu gibt.

Das ist mir selbst schon passiert: Vor Begeisterung wollte ich all meine Ergebnisse dem Publikum mitteilen. Die Folge: Eine Überfrachtung von Informationen in der Präsentation, denn für mich waren natürlich alle Analysen bedeutend! 24 Folien, etliche Details mit Zahlen- und Textkolonnen in nur 15 Minuten. So enthält die folgende Zusammenfassung nicht nur zu viel Fließtext zum Mitlesen, sondern mit den zahlreichen Emblemen der am Projekt beteiligten Organisationen auch noch viele ablenkende Informationen.

         

Längst komme ich in meinen Vorträgen schneller auf den Punkt. Meine Keynote-Rede mit 24 Folien in 60 Minuten konzentriert sich auf Ergebnisse aus drei Analysen und enthält viele Fotos und Grafiken. Die einzige Text-Folie mit Stichworten kommt hier zum Abschluss: Ich nenne nur wesentliche Aspekte, die im Vortrag vollständig erfassbar sind. So bleibe ich im direkten Kontakt mit meinem internationalen Publikum.

Gerade im internationalen Umfeld empfiehlt es sich, Fotos und Bilder einzusetzen: Sie sind meist schnell erfassbar, werden daher schnell verstanden und ich kann etwas Konkretes dazu erzählen. So binde ich mein Publikum aktiv in die Präsentation ein. In meiner Keynote-Rede teile ich wesentliche Informationen zu einem der Untersuchungs-Standorte (hier: Colonia de Sant Pere) und stelle einige ausgewählte Ergebnisse meiner Feld- und Laboranalysen vor.

Verbinde Präsentation und Diskussion miteinander

Als versierter Redner fasst du deine Hauptaussagen am Ende eines Abschnitts in wenigen Worten zusammen. So formulierst du deine Sätze kurz und vermeidest Bandwurmsätze, damit dein Publikum leicht folgen kann. Im Übergang zu einem neuen Abschnitt der Präsentation bringst du mit Aussagen wie „My next topic is…“ oder „That takes us to my next point…“ Struktur und Übersicht ein.

Stellen einzelne Zuhörer während der Diskussion Fragen, kannst du diese sinngemäß wiederholen. Das erleichtert es deinem Publikum, dir inhaltlich zu folgen. Außerdem bleibt dir selbst mehr Zeit, dir eine konkrete Antwort zu überlegen. Auf provokante Fragen kannst du auch mit einer Gegenfrage reagieren. Je nach Situation sind etwa folgende Gegenfragen denkbar:

  • „What do you mean by…?“
  • „How do you define…?“
  • „What do you propose instead?“

Eine Portion Gelassenheit hilft dir weiter, damit du auf der Bühne souverän agierst. Gerade jetzt hilft dir die konkrete Vorbereitung: Im Probevortrag hast du gezielt viele Fragen auch von Kollegen beantwortet, die mit deinem Thema nicht vertraut sind oder gerne mal mit tiefgehenden oder weiterführenden Fragen nachbohren.

 

Bedeutung von Gestik und Humor

Je nach kulturellem Hintergrund werden auch Signale der Körpersprache sehr unterschiedlich interpretiert. Mit bestimmten Gesten sollten wir uns also besser zurückhalten, sofern uns deren Bedeutung nicht klar ist. Zwei Beispiele: Das „Daumen hoch“-Zeichen wird zwar in vielen Kulturen so interpretiert, dass eine Sache oder Aufgabe besonders gut gemacht wurde. Es wird aber in Lateinamerika und Ländern des Mittleren Ostens als vulgäre Geste interpretiert. Ich habe so manche Redner erlebt, die mit dem Zeigefinger ins Publikum oder auf einzelne Personen zeigen. Das gilt in vielen Ländern Afrikas und Asiens und auch in Europa als unhöflich. Hier bietet sich stattdessen an, mit einer einladenden Geste und offener Handfläche, aber geschlossenen Fingern in die entsprechende Richtung zu deuten.

      

Auch humorvolle Einlagen sind mit Vorsicht zu genießen. So kann Humor zwar einerseits eine Verbindung zwischen dir und deinem Publikum herstellen, andererseits wird er meist nur von Muttersprachlern verstanden – vorausgesetzt, du hast alles richtig formuliert. Die Erfahrung gerade auch professioneller Redner zeigt aber, dass der überwiegende Teil des internationalen Publikums selbst gut vorbereitete Witze nicht versteht. Entwickle also ein Gespür für die passende Situation: Wenn das Thema passt, die Stimmung positiv und das Publikum dir gegenüber aufgeschlossen ist, dann ist gegen eine spontane Humor-Einlage natürlich nichts einzuwenden.

 

Stelle dir deine erfolgreiche Präsentation vor

Eine weitere Möglichkeit, wie du deine Präsentation erfolgreich gestaltest, ist die Visualisierung. Stelle dir in der Vorbereitung vor, wie dein Auftritt von der Moderatorin angekündigt wird und du mit Schwung und einem Lächeln auf die Bühne kommst. Mit dem ersten Satz ist dein Publikum voll bei dir. Versetze dich in die Situation, wie du zentrale Aussagen deiner Rede gut verständlich, kurz und prägnant darstellst. Welche Schlüsselworte und –sätze kommen darin vor? Welche Ergebnisse stellst du vor? Schon folgt die anregende Diskussion: Welche Fragen wird dein Publikum dir stellen, und was antwortest du? Überlege dir auch, welche Anknüpfungspunkte es für Gespräche mit interessierten Fachkollegen in der folgenden Kaffeepause geben könnte.

Wenn dir nach all der Vorbereitung dein englisch-sprachiger Vortrag tatsächlich gelingt, hast du dir im besten Fall einen guten internationalen Ruf gemacht und sicher auch schon dein persönliches Netzwerk vergrößert. Dein nächster Vortrag kann kommen.

This post is also available in: Englisch

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