Handelst du souverän, wenn es zu ungeplanten Unterbrechungen und Störungen deines Vortrags kommt? Viel kannst du mit deiner persönlichen Einstellung beeinflussen. Als Redner bist du vermutlich sensibel für Störungen jeder Art. Differenzierst du zwischen belanglosen Störungen und solchen, wo du eingreifen musst? Mit einer Portion Gelassenheit und guter Vorbereitung agierst du souverän. Und mit einem unterhaltsamen, interessanten Vortrag habst du das Publikum auf deiner Seite, es wird dir aufmerksam folgen und sich kaum ablenken lassen. Sollte es doch passieren, dass ein Teil deines Publikums abgelenkt ist, muss das nicht an dir liegen: Du kannst nicht wissen, ob ein Zuhörer gesundheitlich angeschlagen ist, gedanklich seinen Sorgen um die private Situation nachhängt oder gleich einen wichtigen anderen Termin hat. Solange es sich nur um einzelne Teilnehmer handelt, die deinen Vortrag nicht weiter stören, kannst du diese vernachlässigen.
Du solltest aber sensibel für Stimmungen und Stimmungsumbrüche bleiben, um Störungen vorzubeugen: Sind auffällig viele Menschen im Publikum unaufmerksam, kann das ein Hinweis sein, dass dein Publikum dir inhaltlich nicht mehr folgen kann. Damit dies nicht passiert, kannst du deine Vorträge interaktiv gestalten: Stelle immer wieder auch Fragen ins Publikum und lasse je nach Situation auch kurze Antworten zu. So sorgst du für Abwechslung und ermöglichst frische Anregungen oder einfach nur die Klärung von Fragen seitens der Zuhörer. Dafür kannst du im Voraus bewusst einen Zeitpuffer einplanen, um die Vortragszeit einzuhalten. Trotzdem gibt es immer wieder auch unerwartete Störungen, auf die du dich im Voraus einstellen und dann entsprechend souverän reagieren kannst.
Überraschende Unterbrechungen
In einem meiner Tagungsvorträge, der keine zwei Minuten vorher gestartet war, kam ein den Teilnehmern gut bekanntes Ehepaar jenseits der 80 Jahre in den Hörsaal. Dieses Paar hat sofort die Aufmerksamkeit aller Zuhörer auf sich gezogen, als es langsam die Treppe hochgestiegen ist und sich an einen Platz weit oben gesetzt hat. Meinen Vortrag habe ich erst nach gefühlt einer halben Minute Pause fortgesetzt. Hätte ich keine Pause eingelegt, dann wäre ein Großteil des Publikums zunächst noch abgelenkt gewesen. Wichtig war, dass ich danach sofort an meinen letzten Punkt anknüpfen konnte.
Während meines Studiums habe ich viele Vorlesungen mit Begeisterung besucht. Entsprechend interessiert habe ich den Ausführungen der Dozenten zugehört. Zwei weniger aufmerksame Studenten haben sich lieber angeregt zu einem ganz anderen Thema unterhalten. Da reagierte der Dozent höflich, aber bestimmt mit den Worten: „Diese Vorlesung ist eine freiwillige Veranstaltung. Sie sind herzlich willkommen, daran teilzunehmen. Sie dürfen sich auch gerne unterhalten – dies aber bitte außerhalb des Hörsaals…“ Es wurde sofort ruhig, und ich konnte wie alle anderen Studenten wieder dem eigentlichen Thema folgen. Alternativ hätte der Dozent die beiden Studenten auch ansprechen können, ob sie Fragen oder Anmerkungen zum Inhalt der Vorlesung haben.
Umgang mit aktiven und passiven Teilnehmern
Es kann aber auch passieren, dass dein Publikum versucht, dich mit gezielten Fragen aus der Reserve zu locken. Bezieht sich die Frage auf das Thema, nimmst du am besten direkt Stellung dazu. Ich bin selbst ein Freund der angeregten Diskussion, in dem unterschiedliche Standpunkte aufgegriffen werden und auch persönliche Erfahrungen eingebracht werden. Gewinne ich aber den Eindruck, dass mit einer Frage die Diskussion gezielt in eine völlig andere Richtung gelenkt werden soll, dann bleibe ich bewusst auf der Sachebene, fasse ich mich kurz und kehre im Folgesatz auf das Hauptthema zurück.
Die passiven oder „stillen“ Zuhörer lassen sich meist schwieriger einschätzen. An Diskussionen beteiligen sie sich selten oder überhaupt nicht. Nach meiner Erfahrung verfolgen sie Vorträge meist besonders aufmerksam; sie machen sich Notizen und nehmen gelegentlich Blickkontakt zu mir als Redner auf. Im persönlichen Gespräch zeigt sich dann, dass sie profundes Fachwissen mitbringen und entsprechend fundierte Fragen stellen. Deshalb binde ich sie immer wieder mit relativ einfachen Fragen aktiv in Diskussionen ein. Sie bekommen von mir ein besonders positives Feedback anhand offen geteilter Zustimmung und Wertschätzung: „Danke für Ihren wertvollen Beitrag. Sie haben den Aspekt…wunderbar auf den Punkt gebracht!“
Schalte dein Smartphone an
Um von vornherein Unruhe durch klingelnde Handys und Smartphones zu reduzieren, hilft der Hinweis an dein Publikum zu Beginn einer Veranstaltung: „…und denkt bitte daran, euer Smartphone wieder anzuschalten, wenn die Diskussion zu Ende ist.“ Das wirkt freundlich und positiv statt bevormundend. Manche Leute aus dem Publikum haben danach sogar ein Lächeln im Gesicht. Rechne aber damit, dass du vereinzelt trotzdem Klingeltöne hören wirst.
Ein (hoffentlich nur kleiner) Teil deines Publikums wird sich auch während deines Vortrags mit Handy oder Smartphone beschäftigen. Im besten Fall recherchiert derjenige gerade im Internet über dein Vortragsthema oder nach Informationen über dich, oder teilt Infos zu deiner Veranstaltung auf Social Media wie Twitter und Facebook. Wiederum andere sind schlicht nicht am Thema interessiert und setzen eben andere Prioritäten. Solange dir die große Mehrheit des Publikums zuhört, kannst du davon ausgehen, dass dein Vortrag interessant und kurzweilig ist.
Unruhige Zeiten
Aber was machst du, wenn Teile des Publikums deinen Vortrag oder dein Seminar vorzeitig verlassen? Im besten Fall werden dir einzelne Teilnehmer schon zu Beginn der Veranstaltung mitteilen, dass sie etwa wegen eines anderen Termins vorzeitig gehen müssen. Andere werden aber kommentarlos aufstehen und den Raum verlassen. Vielleicht fragst du dich jetzt, ob dein Vortrag nicht interessant genug war oder ob du etwas falsch gemacht haben. Im Einzelfall schreitest du hier eher nicht ein. Spätestens wenn der dritte Teilnehmer vorzeitig geht kannst du aber Fragen einstreuen, um den Dialog zu fördern: „Ich habe den Eindruck, dass es gerade unruhig wird. Für welchen Punkt möchten Sie noch ergänzende Informationen?“ Bist du schon knapp am Zeitlimit? Nimmt die Unruhe zu und bemerkst du die Aufbruchstimmung? Dann solltest du ehrlich sagen, dass du deinen Vortrag in zwei oder spätestens fünf Minuten beenden wirst – und dieses Versprechen auch einhalten. Umgekehrt habe ich selbst ein 90-Minuten-Seminar auch schon mal um zehn Minuten überzogen. Die Studenten sind trotzdem alle bis zum Schluss geblieben und haben angeregt weiter diskutiert.
Ganz gleich welche Störungen im Vortrag passieren: Wertschätze dein Publikum und behandle es immer respektvoll! Die allermeisten Leute werden dir gegenüber positiv oder zumindest neutral gestimmt sein. Souveränität und eine Portion Gelassenheit helfen dir, damit du deine nächste Präsentation erfolgreich gestaltest.
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