Es ist Zeit für eine Zeitenwende in der Wissenschaft: Persönlichkeit und persönliche Ausstrahlung sind wichtige Schlüsselkompetenzen für Wissenschaftler der Zukunft. In Zeiten von ChatGPT und künstlicher Intelligenz brauchen wir Charakterköpfe, die ihre einzigartige Leidenschaft teilen. Lasst die Persönlichkeit durch Präsentationen sichtbar werden!

 

Der klassische Weg: „Wer schreibt, der bleibt“

Journalist Lukas Grasberger schreibt schon 2014 zur „Zeitenwende in der Wissenschaft“: Digitale Wissenschaft muss transparent und offen sein. Demnach sollen Ideen und Daten schon frühzeitig offengelegt werden.

Dem steht natürlich das klassische Renommee der Wissenschaft diametral entgegen: Gibt man Informationen schon vor der Veröffentlichung heraus, wird dies als hinderlich oder gar gefährlich angesehen, so Grasberger.

„Publish or Perish“ oder auch „Wer schreibt, der bleibt“. Da wird also veröffentlicht, was das Zeug hält, und das schon möglichst früh während der Promotion, wenn gerade die ersten Ergebnisse ausgespuckt werden.

Ich habe das selbst erlebt, als Doktorand im Spannungsfeld zwischen Publikationen, Gutachten schreiben, Anträge auf Förderungen zu schreiben, Zwischenberichte abzuliefern, um die Finanzierung meines Stipendiums sicherzustellen, Lehrveranstaltungen vor- und nachzubereiten – und mein liebstes Steckenpferd: Auf Wissenschafts-Tagungen gehen, dort meine Ergebnisse diskutieren und mein Netzwerk pflegen und vergrößern.

 

Zeitenwende: Vom Frontalvortrag zur Interaktion

Ich sage, es ist Zeit für eine noch ganz andere Zeitenwende in der Wissenschaft! Dass wir unser Wissen heute ganz anders vermitteln als durch die klassisch-verstaubte Frontalvorlesung. Hier geht es um den vom Zukunftsinstitut ausgerufenen Megatrend der „Wissenskultur“.

Mein Motto lautet „Mit Reden Wissen schaffen“ – und damit meine ich, dass wir unser Wissen durch kurzweilige und interaktive Vorträge viel besser vermitteln können als durch schnöde 90-minütige Monologe, die die Studierenden schon nur deshalb besuchen, weil sie als Pflichtveranstaltung deklariert werden.

Wir müssen heute nicht mehr Inhalte aus Lehrbüchern herunterbeten. Wir können im Sinne des „Flipped Classrooms“ zu eigenständigem Lernen über Literatur, Kurzvideos und Praxisaufgaben anregen. Danach Meeting mit der gesamten Gruppe als Ersatz für Vorlesungen: Interaktion statt Frontalvortrag, offen gebliebene Fragen klären und Themen vertiefen. Die Krönung ist es, theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden und umzusetzen. So wird aus dem scheinbar allwissenden Dozenten ein professioneller Experte: Ein Moderator und Vermittler für die Studierenden. Das wäre eine echte Zeitenwende in der Wissenschaft, und natürlich auch in unseren Schulen!

 

Persönlichkeit zählt mehr als künstliche Intelligenz

Aber was wird die Folge von „Publish or Perish“ sein? Da werden immer mehr Forscher auf ChatGPT zugreifen, weil sich so die Inhalte eines Papers viel schneller zusammenstellen lassen. Und schon gibt es die ersten kritischen Töne … hier von H. Holden Thorp, Chefredakteur des renommierten Science-Verlags: „Letztlich muss das Ergebnis aus dem wunderbaren Computer in unserem Kopf kommen und von ihm dargestellt werden.“ Alles andere wird als Plagiat gesehen, selbst wenn es um Abbildungen, Grafiken und Ergebnisse geht.

Der Neurowissenschaftler, Autor und Speaker Henning Beck bringt es in einer LinkedIn-Diskussion auf den Punkt: „KI bricht keine Regeln, sondern optimiert die Vergangenheit.“  (…) KI wird clevere Gedanken niemals ersetzen. (…) „ChatGPT bleibt dumm. [Es kann] Ursache und Wirkung nicht auseinanderhalten. [Es] versteht nicht, was es tut. [Es] ist nur dann gut, wenn der trainierte Datensatz gut war.“ Beck plädiert dafür, dass wir viel mehr hinterfragen, Inhalte mit Substanz clever vermitteln und dafür KI als Werkzeug einsetzen.

Den Unterschied, den uns Menschen im Vortrag unverwechselbar und einzigartig macht, ist persönliche Begeisterung und Leidenschaft. Hier sollten wir anknüpfen und Klarheit darüber gewinnen, warum wir lieben, was wir tun.

 

Bringe Persönlichkeit und Leidenschaft ein

Das bedeutet zugleich, dass unsere Vorträge künftig ganz anders gestaltet werden sollten, wenn wir einen Unterschied zu herkömmlichen Präsentationen machen wollen. Natürlich können wir rhetorische Techniken trainieren. Wir sollten diese aber nur einsetzen, wenn wir persönlich von ihnen überzeugt sind und uns nicht künstlich verstellen.

Aus meiner Erfahrung sind hierfür drei Aspekte entscheidend:

  1. Bringe deine ganze Persönlichkeit ein. Viele beschränken sich beim Präsentieren ihres Projekts auf Zahlen, Daten, Fakten und den fachlichen Inhalt. Die wenigsten zeigen ihren persönlichen Bezug, ihre Begeisterung zum Thema. Aber wie kannst du dein Publikum begeistern, wenn du stets sachlich und neutral bleibst? Bringe Anekdoten und persönliche Geschichten mit direktem Bezug auf dein Thema ein! Dein Publikum darf spüren, dass du dich mit deinem Projekt identifizierst, dass du motiviert bist.
  2. Teile deine Begeisterung und Leidenschaft. Ein gelungener Vortrag braucht Emotionen! Warum findest du dein Projekt so cool, so unwiderstehlich? Gibt es besondere Momente, die du im Vortrag teilen kannst? Hast du als Kind begeistert gebastelt? Erinnerst du dich an eine Situation, in der du eine richtungsweisende Erkenntnis gewonnen hast? Vielleicht baut dein Projekt darauf auf?
  3. Teile deine persönliche Motivation. Mit welcher Vision bist du angetreten? Hast du eine klare Mission? Welche Werte vertrittst du? Diese Aspekte sprechen nur wenige Menschen im Vortrag an. Hier ist es wichtig, dass deine Anekdote oder persönliche Geschichte sich inhaltlich in deine Präsentation einpasst. Bedenke immer, dass du umso authentischer wirkst, je mehr du von deiner Motivation und Leidenschaft teilst. Dein Publikum hat sensible Antennen dafür, ob du auch meinst, was du sagst.

 

Heute zählt vielmehr als bisher, dass wir uns nicht künstlich verstellen. Meine Rhetorik-Trainings bauen dementsprechend auf der persönlichen Leidenschaft jedes Einzelnen auf. Ich vermittle auch rhetorische Techniken – aber immer nur so weit, wie sie zu den Persönlichkeiten passen, die den nächsten Schritt nach vorn gehen wollen. So wünsche ich dir, dass du ebenfalls mit Begeisterung und persönlicher Leidenschaft viele erfolgreiche Vorträge hältst. Du möchtest mehr dazu in meinem Impuls-Vortrag erfahren? Hier bekommst du einen kurzen Überblick.

Es ist Zeit für eine Zeitenwende in der Wissenschaft!

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