Die Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich“ gehört zu den klassischen Eröffnungen im Vorstellungsgespräch. Für dich geht es an dieser Stelle darum, ein paar Highlights aus deinem beruflichen Leben zu teilen. Hier erzählst du nicht irgendwelche beliebigen Erlebnisse, sondern genau die, welche deine beruflichen Erfolge zeigen und die einen direkten Bezug zu deinem künftigen Arbeitsplatz haben. Dazu ein, zwei Aspekte, die dich einzigartig machen und etwas über dich als Persönlichkeit erzählen.

 

Weniger ist hier mehr: Klasse zeigen statt Masse

Die einen stellen sich jetzt namentlich vor und sind schon nach ein, zwei Sätzen fertig: „Ich heiße Stephen Wagner, wiege 72 Kilogramm, habe Schuhgröße 43 und lebe mit meiner Familie in Bonn. Ich fahre gern Fahrrad und lese viele Bücher“. Manche lassen sich in epischer Breite über ihr Familienleben und ihre Freizeitgestaltung aus. Das ist alles nicht zielführend: Natürlich möchte der Arbeitgeber gern auch dich als Persönlichkeit kennenlernen. Aber erzähle darüber nicht an erster Stelle und auch keine Banalitäten. Wieder andere lassen sich dazu verleiten, ihren gesamten Lebenslauf nachzuerzählen: „Mein Abitur habe ich 1991 auf einem Wirtschaftsgymnasium in Gießen gemacht. Danach habe ich in Frankfurt eine Berufsausbildung zum EDV-Kaufmann abgeschlossen. Dann habe ich Geographie studiert. Danach war ich Doktorand…dann wissenschaftlicher Mitarbeiter…dann habe ich mich selbständig gemacht…und dann…und dann…und dann…“ Die wenigsten interessiert, was du vor 20 oder 30 Jahren gemacht hast.

Für deine Präsentation geht es darum, dass du die wichtigsten und interessantesten Fakten über dich prägnant zusammenfasst. Konkret bedeutet das, dass du deine passenden beruflichen Erfahrungen und die hierzu gehörenden Soft Skills anschaulich belegst. Du schneidest diese jeweils kurz an, ohne gleich alle Fakten auf den Tisch zu legen. Auf diese Weise weckst du viel eher das Interesse deines Gegenübers und regst zum Nachhaken an. Erst dann gehst du auf die interessantesten Details ein und belegst ganz konkret, dass du beruflich und persönlich zum künftigen Arbeitsplatz passt.

Auf diese Weise präsentierst du dich wesentlich zielführender als wenn du deinen Lebenslauf plump nachbetest. Deinen Lebenslauf haben die Personaler auf der anderen Seite ohnehin vor sich ausgebreitet. Beschränke dich also auf die am besten passenden Qualifikationen und Berufserfahrungen, die den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle entsprechen. Wie ein klassisches Vorstellungsgespräch abläuft und wie du es meistern kannst, findest du hier.

 

Was hinter der Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich“ steckt

Mit der Frage nach deiner Vorstellung will dein Gegenüber einerseits mehr über dich erfahren. Im Subtext schwingt andererseits immer auch die Frage mit, ob du in der Lage bist, dich kurz zu fassen. Im Coaching habe ich einen Bewerber erlebt, der seinen Lebenslauf mit vielfältigen, oft sehr anspruchsvollen Berufsstationen mitgebracht hat. War dieser alleine schon auf sieben Seiten ausgebreitet, so hat der Bewerber bei der Selbstvorstellung trotz knapper Zeitvorgabe auch nach zehn Minuten noch kein Ende gefunden. Keine Frage: Dieser mir extrem sympathische Mensch ist hochqualifiziert und kennt seine Berufsbranche in- und auswendig. Ihm ist es nicht leichtgefallen, seine Erfahrungen so herunter zu brechen, dass er sich auch in aller Kürze vorstellt. Aber nur so kann er zeigen, dass er weiß, worauf es ankommt. Deshalb empfehle ich allen Bewerbern, sich nochmal ausgiebig mit ihrem Wissensfundus zu beschäftigen und die Passgenauigkeit – das Matching – zum Arbeitsinhalt der künftigen Stelle sauber zu erarbeiten.

Denn hier beleuchtet der Arbeitgeber, ob du deine persönlichen Stärken kennst und ob du weißt, wie du diese optimal am künftigen Arbeitsplatz einsetzen kannst. Kurz: Bringst du Selbstvertrauen mit? Trittst du bescheiden auf oder übertreibst du gern? Ist dir bewusst, welchen Mehrwert du für deinen Arbeitgeber mitbringst? Oder bewirbst du dich einfach auf gut Glück und ohne feste Absicht? Das Vorstellungsgespräch ist ein erster Praxistest, ob du mit dem Unternehmen, bei dem du dich vorstellst, zusammenpasst. Hier charakterisierst du dich selbst und enthüllst zugleich deine Persönlichkeit.

 

Elevator Pitch im Vorstellungsgespräch

Wie fasst du dich also kurz? Am besten mit einem Elevator Pitch! Falls du noch nicht vom Elevator Pitch gehört hast: Das ist eine kurze und sehr prägnante Präsentation, mit der du je nach Situation in kürzester Zeit auf den Punkt kommst. Manche Elevator Pitches dauern nur wenige Sekunden, manche dauern durchaus auch mal fünf Minuten. Ziel des Elevator Pitch ist es, dass du das Interesse des Gesprächspartners für dein Thema weckst, so dass dieser mehr von dir hören will und deshalb konkret nachfragt. Auch im Vorstellungsgespräch wird dir je nach Situation und Setting ein begrenztes Zeitfenster gegeben, häufig sind es ein bis zwei Minuten.

Wenn du dich auf deinen Elevator Pitch vorbereitest, schaust du zunächst in die Stellenausschreibung. Hier stellt sich der Arbeitgeber kurz vor; er beschreibt die Aufgaben der entsprechenden Stelle, also sein „Problem“ oder Bedürfnis. Mit den aufgeführten Qualifikationen bzw. dem persönlichen Wunschprofil zeigt er zugleich die dazu passende Lösung auf. Offensichtlich kommen an dieser Stelle noch zahlreiche Bewerber in Frage. Jetzt liegt es an dir, nicht einfach deinen Lebenslauf herunterzubeten, sondern jene Facetten deiner Berufserfahrung und deiner Persönlichkeit so hervorzuheben, dass du möglichst viele Schnittstellen zwischen dir und dem Arbeitgeber schaffst. Ziel ist es also, ein möglichst gutes „Matching“ aufzuzeigen.

Ist die Lösung zum Problem des Arbeitgebers zunächst noch unabhängig von dir, so bringst du dich jetzt mit deinem persönlichen Angebot aktiv ein. Was du anbietest: Deine Expertise in Form all deiner beruflichen und Lebenserfahrungen und deiner fachlichen Qualifikation. Dazu kommen noch die in der Ausschreibung genannten und andere passende Soft Skills, die dich als Mensch auszeichnen. Auch hier geht es nicht darum, alle genannten Punkte zu belegen, sondern gezielt die wichtigsten und interessantesten Fähigkeiten zu belegen.

Mit all deiner Erfahrung gibst du dem Arbeitgeber einen Mehrwert mit, d.h. dieser hat einen bestimmten Vorteil, wenn er dich einstellt. Vielleicht unterstützt du damit ja die Vision bzw. das Warum der Firma, bei der du dich bewirbst? Dann kannst du auch diesen Part in deinem Elevator Pitch hervorheben.

Du kannst das Ganze noch eindrücklicher gestalten, wenn du auch dein Alleinstellungsmerkmal, deinen USP (Unique Selling Proposition) prägnant hervorhebst. Was macht dich als Mensch, als Persönlichkeit unverwechselbar und als Fachexperte einzigartig? Welche Eigenschaft hast nur du, oder du als einer von ganz wenigen? Das kann ein einzelner Aspekt sein oder eine Kombination aus zwei, drei Eigenschaften, die dich von allen anderen unterscheiden. Hier kannst du dein Alleinstellungsmerkmal direkt auf die praktische Arbeit beziehen und so wiederum deinen Nutzen für den Arbeitgeber betonen.

Der Elevator Pitch sollte immer auch eine Handlungsaufforderung, einen Appell beinhalten. Was möchtest du mit deiner Präsentation erreichen? Was soll nach deinem Elevator Pitch passieren? Denn spätestens jetzt geht dein Monolog wieder in einen Dialog über.

Zur Veranschaulichung gebe ich dir ein fiktives Beispiel: Angenommen, du bist zu einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Referentin für Umweltschutz eingeladen. Dein Elevator Pitch könnte etwa folgenden Text enthalten: „Sie suchen eine Referentin für Umwelt- und Naturschutz (Problem), die mit ihrem Studium der Landschaftsökologie auch Praxiserfahrung in Umweltverträglichkeitsstudien mitbringt (Lösung)? Für diese Stelle bringe ich neben meinem Master für Landschaftsökologie auch drei Jahre Projekterfahrung ein (Angebot). Ihnen kommt besonders zugute, dass ich in dieser Zeit schon drei Umweltverträglichkeitsstudien mit erarbeitet und koordiniert habe. Die Ergebnisse dazu habe ich jeweils kartiert und in Informationssysteme (GIS) übertragen. Genau diese nutzen Sie ja ebenfalls für Ihre Studien (Vorteile). Was mich auszeichnet, ist zum einen die unternehmerische Denke – ich habe schon im Planungsbüro meiner Eltern mitgearbeitet, da war kostenbewusstes Arbeiten ein ganz wichtiger Aspekt. Ich war immer schon gern vor anderen Menschen gestanden: Schon im Kindergarten hab‘ ich der ganzen Kindergruppe Geschichten erzählt. Als ich später in drei Umweltprojekten mitgearbeitet habe, war ich eine der Referentinnen, die die Ergebnisse unserer Studien präsentiert haben. Auf diese Weise konnte ich viele Menschen im Umfeld für unsere Projekte begeistern (Alleinstellungsmerkmal). Wenn es Sie interessiert, welches die größte Herausforderung war, die ich seinerzeit meistern musste, erzähle ich Ihnen gern gleich noch mehr dazu (Appell).“

Dieser Elevator Pitch dauert grob eine Minute und hat damit die ideale Länge. Er beinhaltet alles, was an dieser Stelle wichtig ist: Der Bezug der persönlichen und beruflichen Erfahrung auf die ausgeschriebene Stelle ist genauso erkennbar wie der daraus hervorgehende Nutzen für den Arbeitgeber. Außerdem bringt die Bewerberin hier eine persönliche Anekdote ein, die an dieser Stelle außergewöhnlich sein mag, aber genau passt. Hier steckt auch keine plumpe Aufzählung persönlicher Eigenschaften drin. Viel besser: die Bewerberin reißt die wichtigsten Punkte kurz an.

Außerdem gibt sie dem Arbeitgeber mehrere Anknüpfungspunkte, sie lädt praktisch zum Nachhaken ein: An welchen Studien hat die Bewerberin mitgewirkt? Was genau hat sie erarbeitet? Was genau hat sie koordiniert? Hat sie im Planungsbüro ihrer Eltern mitgearbeitet, und falls ja, wie hat diese Arbeit ausgesehen? Vor welchem Publikum hat sie präsentiert? Welche Herausforderungen musste sie meistern? Mit dieser Vorstellung lädt die Bewerberin direkt zur weiteren Diskussion ein.

Ein etwas anderer Ansatz ist das AIDA-Muster: Attention, Interest, Desire, Action.

Wenn du dich auf deine Präsentation vorbereitest, geht es also nicht darum, dass du alles auswendig aufsagen kannst. Das Gespräch lebt auch von der Spontaneität des Augenblicks. Du solltest natürlich schon wissen, was du einbringst und deinen Elevator Pitch – und im Übrigen alle Fragen, die aufkommen könnten – vorab für dich geübt haben. Umso besser bist du vorbereitet, und umso souveräner kannst du auch das Gespräch führen.

 

„Beschreiben Sie sich bitte in einem Satz!“

Hast du in der Selbstvorstellung meist ein oder auch mal fünf Minuten Zeit, so kann am anderen Ende der Skala die Aufforderung kommen, dich in nur einem Satz zu beschreiben. Wie beim Elevator Pitch kannst du dich auch hierauf gezielt vorbereiten. Ein Blick in die Werbebranche ist an dieser Stelle hilfreich.

So kennst du sicher die meisten der folgenden Slogans:

  • Nichts ist unmöglich (Toyota)
  • Brille: Fielmann (Fielmann)
  • Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso (Haribo)
  • Quadratisch. Praktisch. Gut. (Ritter Sport)
  • Wohnst du noch oder lebst du schon? (IKEA)
  • Wir machen den Weg frei (Volks- und Raiffeisenbanken)
  • Just do it! (Nike)
  • Yes we can (Barack Obama)

Die Slogans leben von ihrer bewussten Verkürzung. Manche regen zum Nachdenken an, andere motivieren zur Aktion, und alle enthalten eine positive Botschaft an den Adressaten. Du siehst auch, dass in solchen Slogans nur sehr wenig inhaltliche Informationen gegeben werden. Aber darum geht es an dieser Stelle auch nicht. Wenn du deinen Lebenslauf und dich als Charakterkopf beschreibst, sollte es etwas einprägsames, bildhaftes sein, was dein Gegenüber inspiriert oder zum Nachdenken anregt. Ich selbst habe während der fünf Jahre meiner Selbständigkeit folgende Slogans entwickelt, und wende sie teils noch heute an:

  • Feedback für Ihre Präsentation
  • Mit Reden Wissen schaffen
  • Reden in der Landschaft
  • Color your Speech
  • Speak to global-minded People

Für Bewerbungen und Interviews kannst du dir mit einem Brainstorming ebenfalls mehrere Möglichkeiten überlegen. Wenn du zehn oder zwanzig Varianten entwickelt hast, wählst du zwischen den besten aus. Du kannst diese auch zu einem neuen Slogan zusammensetzen. Kommt dann später im Bewerbungsgespräch die Aufforderung „Beschreiben Sie sich bitte in einem Satz!“, bist du bestens vorbereitet. Die oben dargestellte Bewerberin könnte etwa folgende Formulierungen wählen:

  • „Was die Umwelt verträgt – das finde ich für Sie heraus!“
  • „Ihr Unternehmer für unsere Umwelt“
  • „Unsere Umwelt ist mein Projekt“

Im Interview wirst du sicher auch nochmal auf deinen Slogan eingehen müssen. Auch dafür bist du im besten Fall vorbereitet. Natürlich kannst du dir auch spontan aus der Situation heraus überlegen, was dein Slogan wäre und was dieser über dich als Person aussagt. Bedenke auch: Mit deiner Antwort auf die Bitte, dich kurz vorzustellen, kannst du dich dem Arbeitgeber gegenüber schon sehr klar positionieren. Damit schaffst du bei guter Vorbereitung einen sehr guten Einstieg, der dir für das weitere Gespräch hilft.

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1 Kommentar
  1. Kevin
    Kevin sagte:

    Toller Artikel, der das Wichtigste aus deinem Coaching zusammenfasst. Vorallem der Hinweis auf die „Beschreibung in einem Satz“ und die Beispiele aus der Werbung sind super. Sich seinen persönlichen Slogan in der Sekunde der Frage spontan zu überlegen lässt sicher Potential auf der Strecke liegen. Vorbereitung ist Alles 🙂

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