Du hast eine glänzende Idee für ein neues Projekt, brauchst aber noch die Zusage für eine Finanzierung. Wie präsentierst du es vor deiner Chefin oder einem potenziellen Geldgeber wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder vor Investoren? Wie kannst du dein Publikum im Vortrag nicht nur überzeugen, sondern sogar begeistern und für dich gewinnen?

 

Projekte mit einer klaren Vision sind förderungswürdig

Ein wichtiger Bestandteil deiner Präsentation ist neben den reinen Fakten die Vision, was du mit deiner Projekt-Idee erreichen willst, was du anstrebst. Im Fokus stehen Fragen wie: Warum ist dein Projekt förderungswürdig? Was soll nach Abschluss deines Projekts anders sein? Oder anders: Welchen konkreten Mehrwert lieferst du durch deine Forschung?

Die Vision spiegelt deine Motivation und deine Wertvorstellungen wider: Was treibt dich an und warum ist dein Projekt so wichtig und wertvoll? Die Vision entspricht dem „Warum“ des Autors, Unternehmensberaters und TED-Redners Simon Sinek.

Deutlich wird dies anhand des Auszugs aus der Beschreibung eines Forschungsprojekts, zu dem ich im Vorfeld mit meiner Dissertation beitragen konnte: „[Die] Alter [mariner Terrassen] sollen (…) ermittelt werden. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur raum-zeitlichen Rekonstruktion der Verlagerung von Küstenlinien im Quartär in durch tektonische Hebung gekennzeichneten Gebieten des Mediterranraums geleistet werden.“

Sinngemäß übersetzt geht es darum, Veränderungen der jüngeren Erdgeschichte besser verstehen zu können, hier speziell anhand von Beobachtungen der Erdoberfläche in Küstenlandschaften Süd-Italiens.

In einem anderen DFG-Projekt aus dem Bereich Informationssysteme wird die Vision ebenso schnell klar: „Anonyme Kommunikationsnetzwerke haben eine zentrale Schwäche (…) Wir entwickeln (…) und identifizieren (…). Wir untersuchen das Potential von Methoden zur verdeckten Kommunikation zum Verbergen von Inhalten. Unsere Methoden werden wir als praxistaugliche Plug-Ins zur Zensurabwehr für Tor und I2P umsetzen.“

Hier beschreiben die Antragsteller zunächst das aktuelle Problem und den Lösungsansatz. Außer der Vision liefern sie gleich noch das Potenzial zur praktischen Umsetzung mit. Volltreffer!

 

Visionen haben das große Ganze im Blick

Visionen betonen den Unterschied zwischen dem aktuellen Zustand und dem, was sein könnte. Die Autorin und Präsentations-Designerin Nancy Duarte bezeichnet dies als „the new bliss“, was übersetzt so viel wie „die neue Glückseligkeit“ bedeutet. Demnach wird unsere Welt eine andere, bessere, wenn unsere Vision Realität wird.

Damit unsere Vision ihre Wirkung entfaltet, dürfen wir mit unserer Geschichte nicht nur an der Oberfläche kratzen. So müssen wir gerade in Projektanträgen viele offene und aktuelle Fragen stichhaltig beantworten, damit wir eine reelle Chance auf erfolgreiche Bewilligung haben.

Um zu überzeugen, verbinden wir unseren Vortrag mit einem übergeordneten Thema. Wir inspirieren unser Publikum dazu eine große, kühne Vision zu unterstützen: Wie kann jeder einzelne dazu beitragen, dass wir unsere Vision gemeinsam verwirklichen? Umso besser also, wenn wir auch die Perspektive unseres Publikums berücksichtigen.

Eine Vision kann ein großes, kaum erreichbares Ziel sein, nach dem wir jeden Tag von Neuem streben. Sie baut immer auf dem auf, woran wir glauben, wofür wir eintreten und wogegen wir uns abgrenzen. Letztlich verleiht unser tägliches Handeln Glaubwürdigkeit, dass wir unsere Vision eines Tages verwirklichen können.

Eine der bekanntesten Visionen, die später Wirklichkeit geworden ist, hat 1961 US-Präsident John F. Kennedy mit der „wissenschaftlichen Erforschung des Mondes und der Planeten“ („the scientific exploration of the moon and planets“) kommuniziert. Kennedy konnte die NASA-Mitarbeiter motivieren, sich für ein einzigartiges Projekt zu engagieren. So soll ein Hausmeister auf dessen Frage „Was tun Sie hier?“ geantwortet haben: „Ich helfe mit, einen Mann zum Mond zu bringen!“

Unmittelbar darauf baut die Vision des Unternehmens SpaceX von Elon Musk auf: SpaceX hat die Vision, andere Planeten zu besiedeln. Musk steht wie kein zweiter für den anhaltenden Forscherdrang der Menschheit. Seine Mission, Raumfahrt durch die Entwicklung wiederverwendbarer Raketen günstiger und praktischer zu gestalten zahlt auf diese Vision ein.

Ob John F. Kennedy oder Elon Musk: Indem sie besonders stark wirkende Bilder zeichnen, zeigen sie das große Potenzial von Geschichten auf. Solche Visionen werden erst im Nachgang mit den ebenso wichtigen Zahlen, Daten und Fakten unterfüttert. Wer mit der US-amerikanischen Kultur vertraut ist, wird in praktisch allen Vorträgen die Vision des Redners erfahren. So erwähnt die UN-Dolmetscherin und Autorin Susanne Kilian, dass Vorträge ohne Visionen für Amerikaner als schmerzhaft empfunden werden.

Eine große Vision mit starkem Unterbau kann dir helfen, dein Publikum zu begeistern und für dein Anliegen zu gewinnen. Wenn deine Vision ein prägnanter Teil deiner Präsentation ist, vergrößerst du deine Erfolgschancen für eine Förderung deines Projekts.

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